Hallo liebe Zuhörer, im heutigen Medcast tritt sich alles um das Glaucoma. Viel Spaß!
Unter einem Glaucoma, volkstümlich unter grüner Star bekannt, werden verschiedene Krankheiten
zusammengefasst, die im chronischen Verlauf zu einer Schädigung des Nervusoptikus mit
Gesichtsfeldausfällen führen. Einen Sonderfall stellt der akute Glaucomanfall dar, bei dem
es zu einer erheblichen Zunahme des Augeninnendrucks in Folge einer Verlegung des Kammerwinkels
kommt. Es erkranken überwiegend Personen im höheren Lebensalter. Die Prävalenz in
der Gesamtbevölkerung liegt bei ca. 1 bis 2%. Von großer Bedeutung ist die Tatsache,
dass das Glaucom nach der altersabhängigen Makula-Degeneration die zweithäufigste Ursache
für Erblindung ist, weshalb die Früherkennung sehr wichtig ist. In Deutschland sind ungefähr
800.000 Menschen erkrankt. Davon haben ca. 10% schwerste Seestörungen bzw. sind erblindet.
Um die Pathophysiologie der Glaucomenentstehung zu verstehen, müssen wir uns zunächst mit
der Physiologie der Kammerwasserproduktion beschäftigen. Produziert wird das Kammerwasser
in der hinteren Augenkammer, genauer gesagt vom Epithel des Celiarkörpers. Das gebildete
Kammerwasser fließt von der hinteren zur vorderen Augenkammer ab, allerdings nicht kontinuierlich,
sondern pulsatil, da zwischen Iris und Linse nur ein schmaler Raum vorliegt, der sogenannte
erste physiologische Widerstand im Bereich der Pupille. Es muss also erst ein genügend
hoher Druck in der hinteren Augenkammer aufgebaut werden, bis das Kammerwasser diesen Widerstand
passieren und in die vordere Augenkammer gelangen kann. Da die Cornea, die Linse und der Glaskörper
über keine Gefäßversorgung verfügen, müssen sie über das Kammerwasser ernährt werden.
Im vorderen Abschnitt der Augenkammer wird diese Flüssigkeit größtenteils in den Kammerwinkel
abtransportiert und über das Trabekelwerk, wo sich der zweite physiologische Widerstand
befindet, durch den Schlemmkanal in die episkleralen Been geleitet und resorbiert. Ein geringer
Teil wird über uveosklerale Gewebe zwischen Räumen in den allgemeinen venösen Körperkreislauf
aufgenommen. Bei regelrechter Funktion der Kammerwasserproduktion beträgt das Gesamtvolumen
0,2 bis 0,4 Milliliter und der intraokuläre Druck ca. 15 mmHg, was für die Aufrechterhaltung
der Augenform und Funktion und damit des optischen Apparates notwendig ist. Ein Glaukom
entsteht in der Regel durch einen erhöhten Abflusswiderstand, der unterschiedliche Ursachen
haben kann. Demnach teilt man das Glaukom ein in ein Offenwinkel-Glaukom, ein Winkelblock-Glaukom
und ein kindliches Glaukom. Beim Offenwinkel-Glaukom liegt das Hindernis im Bereich des Trabekelwerks.
Der Kammerwinkel ist dabei offen. Man kann das Offenwinkel-Glaukom weiter in zwei Formen
einteilen. Bei der primären Form ist die Ursache für die Abflussbehinderung nicht bekannt.
Sie kann mit erhöhtem oder normalem Augeninnendruck einhergehen. Bei der sekundären Form können
unterschiedliche Faktoren wie z.B. Erythrozyten, Pigment- und Entzündungszellen ursächlich
sein. Beispiele für sekundäre Offenwinkel-Glaukome sind das Pseudo-Exfoliationsglaukom, bei
der sich zellfreies Material auf Iris, Linsenkapsel, Trabekelwerk und vorderen Glaskörper ablagert.
Dabei entstehen relativ hohe Drücke. Der Prozess schreitet schnell fort. Zum anderen
das Pigment-Dispersionsglaukom. Hier lösen sich Durchreibungen zwischen Iris- und Sonolafasern
Pigmentgranular, die vom Trabekelwerk fagozitiert werden und den Abfluss des Kammerwassers
blockieren können. Betroffen sind überwiegend Kurzsichtige. Außerdem können entzündlich
bedingte Glaukome entstehen, wie der Name es schon sagt, im Rahmen von Entzündungen
der entsprechenden Augenabschnitte, z.B. Uveitis. Dabei können beispielsweise Entzündungszellen
das Trabekelwerk verstopfen. Weitere Formen, auf die wir nicht näher eingehen wollen,
sind das Fakolytische Glaukom im Rahmen eines Katarakts, das Hämolytische Glaukom bei Vorderkammerblutung
und das Cortisonglaukom nach mehrwöchiger Steroidgabe. Kommt es im Bereich des Kammerwinkels
hingegen zu einem anatomisch bedingten Verschluss, so liegt ein Winkelblockglaukom vor. Auch
dieser wird eingeteilt in eine primäre und sekundäre Form. Ursache der primären Form
ist eine Verlegung des Kammerwinkels durch die Iris. Für die sekundäre Form sind verschiedene
Vorerkrankungen des Auges ausschlaggebend für die Glaukomentstehung, z.B. Narbenbildungen,
Linsenluxationen oder Neovascularisationen in der Iris und im Ciliarkörper, die ebenfalls
zu einem anatomisch bedingten Verschluss des Kammerwinkels führen.
Presenters
Perau Said
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:08:30 Min
Aufnahmedatum
2019-09-05
Hochgeladen am
2019-09-05 11:27:03
Sprache
de-DE
Medcast über Formen, Symptome, Diagnose und Therapie des Glaukoms - auch Grüne Star genannt